Urkundlich wird Dierhagen erstmals im Jahre 1311 erwähnt.
Anfang des 14. Jahrhunderts kamen im Rahmen der Ostexpansion deutsche Siedler in den Ribnitzer Raum und verdrängten die hier seit etwa 600 Jahren wohnenden Slaven. Sie gaben ihren Siedlungen deutsche Namen. Hagen deutet dabei auf dichten Waldbestand hin. Deerhagen oder Thierhagen bedeutet so viel wie Tierhagen. Das macht darauf aufmerksam, dass von Anfang an die Tierzucht im Mittelpunkt der Landwirtschaft stand.
1324 wurde der Ort mit dem zu ihm gehörenden, jetzt nicht mehr vorhandenen Hof und Gestüt von Heinrich dem Löwen von Mecklenburg an Johann von Moltke verpfändet und 1328 dem Klaren-Kloster zu Ribnitz geschenkt. Aus einem Inventarium des Ribnitzer Klosters aus dem Jahre 1585 geht hervor, dass dort 58 Stuten und zwei Hengste gehalten wurden. Nachdem die Gemarkung zeitweise zum Kloster Ribnitz gehörte, von 1599 bis 1669 als Folge der Reformation in ritterlichem Besitz war, wurde sie danach herzogliches Amtsdorf und unterstand dem Amtshauptmann von Ribnitz.
Die Erträge der Feldwirtschaft waren nur karg und so waren die Büdner und Bauern gezwungen, ihren Lebensunterhalt durch Fischerei aufzubessern.
Den Freund der Geschichte dürfte ebenfalls interessieren, dass auch diese entlegene Küste schon einmal der Schauplatz kriegerischer Taten gewesen ist. Das beweisen drei noch vorhandene Schanzen aus dem Dreißigjährigen Krieg, die nördlich vom Ort und etwas abseits des Weges nach dem Fischland auf einer Wiese gelegen sind. Sie wurden nach dem Bericht der Acta curiae im Ratsarchiv zu Ribnitz von den Kaiserlichen errichtet und am 23. September 1630 von den Schweden eingenommen, weswegen sie heute die Schwedenschanzen heißen. Auch Wallenstein hinterließ während des großen Krieges in Dierhagen seine Spuren. An der Kreuzung Fischländer Weg - Turmschneise kann man noch die Reste von "Wallensteins Heerstrasse" wiederfinden.
1807 erlebte Dierhagen nach der Verhängung der Kontinentalsperre durch Napoleon eine französische Besetzung, die den Schmuggel verhindern sollte. Aber nicht nur Kriege und Belagerungen wirkten zerstörerisch. Auch zahlreiche Sturmfluten und Brände zerstörten oftmals an einem Tag, was in jahrelanger fleißiger Arbeit entstanden war. So blieben bei der Sturmflut von 1747 im Ort nur zwei Häuser vom Wasser verschont. Nach einer weiteren Sturmflut im Jahre 1872 sah sich die Mecklenburgische Landesregierung gezwungen, Mittel für den Bau eines Seedeiches zur Verfügung zu stellen. Der Deich wurde 1876 fertiggestellt und hielt den Sturmfluten von 1904 und 1913 stand. Erst nach der schweren Sturmflut von 1952 wurde der vorhandene Seedeich verstärkt. Der 28. August des Jahres 1853 ging ebenfalls als Tag des Schreckens in die Geschichte Dierhagens ein. Mittags brach auf einem Bauerngehöft ein Feuer aus, das rasch um sich griff und innerhalb von zwei Stunden zehn Bauerngehöfte mit Scheunen und Ställen sowie 42 Schiffer- und Büdnerhäuser vernichtete.
Nach diesem größten Brand der Geschichte des Ortes (dem weitere 1859 und 1894 folgten, die jedoch nicht so verheerend waren) wurde Dierhagen in kurzer Zeit unter Leitung des damaligen Ribnitzer Amthauptmanns Koppe wieder aufgebaut. Der Chronist Dollberg berichtete darüber:
"So hatte auch für Dierhagen das Unglück ein Glück im Schoß, zumal mit dem Neubau der Häuser eine Verbesserung der Straßenanlagen Hand in Hand ging".
In der Blütezeit der Segelschifffahrt um 1850 besaßen die Dierhäger und Dändorfer zusammen 71 Schiffe, welche auf der Wiese am Bodden im Wäldchen "Buckwisch" genannt, zur Reparatur und Überholung auf's Land gezogen wurden. Im Ort selber gab es in der Nähe der heutigen Neuen Reihe eine Bootswerft. Leider fehlen jegliche Angaben über die Größe der dort gebauten Schiffe.
Am Ende des 19. Jahrhunderts setzte die aufkommende Dampfschifffahrt der Patenreederei alten Stils ein jähes Ende. Für viele Familien brachte dies einen schweren wirtschaftlichen Rückschlag.
Nachdem aber bereits 1880 einige wenige Binnenländler die herbe Schönheit der Landschaft zwischen Meer und Bodden und ihren Erholungswert erkannt hatten und jeden Sommer die beschwerliche Reise hierher unternahmen, ging man 1895 zielstrebig daran, sich auf einen umfangreichen Fremdenverkehr einzurichten. Die Saison im Jahre 1910 führte bereits 800 Badegäste nach Dierhagen. Um 1930 entstanden die ersten Ansätze einer Ostseebadkolonie.
Nach der Zerschlagung des Faschismus, in den 1950er Jahren, setzten auch die Dierhäger Seeleute die alte Tradition der Schifffahrt wieder fort.
Heute ist Dierhagen ein Ostseebad, in dem Naturliebhaber, Sonnenanbeter und sportlich Aktive gleichermaßen auf Ihre Kosten kommen.